Der Gürtel vom orientalischen Typ aus Birka Grab 716

(EDIT: Größere Überarbeitung inkl. Übersichtsfoto des vollständigen Gürtels).

In Grab 716 in Birka wurden neben Kaftanknöpfen und anderem Schmuck auch die Beschläge eines Prunkgürtels im orientalischen Stil gefunden. Solche Prunkgürtel sind von vielen östlichen Völkern, u.a. den Magyaren, aus dem Kalifat, dem Gebiet der Wolgabulgaren, der Chasaren und Awaren und der Sogden bekannt und zeigen den Status des Trägers in der (Krieger-)Hierarchie an. Eine Besonderheit der Gürtel sind die nichtfunktionalen Schmuckriemen, die teilweise bis über die Knie hinabhängen und über den Leibriemen geschlungen werden. Manche Gürtel besitzen zwei oder mehr Schmuckriemen, die teilweise sogar horizontal durch einen weiteren beschlagenen Riemen miteinander verbunden sind.

In Birka wurden mehrere Reste reich beschlagener Gürtel gefunden, einer davon typisch magyarisch und der aus Grab 716 eben orientalisch. Einen solchen wollte ich mir für letztes Jahr als Reproduktion gönnen.

Ich habe mir also jeden der insgesamt 4 verschiedenen Beschläge beim Podol jeweils einmal bestellt und eine naive Zeichnung anhand der originalen Fundzeichnungen angefertigt, um die Position der Beschläge herleiten zu können. Es war nicht ganz einfach – denn natürlich war alles Leder im Grab vergangen; die Rekonstruktionszeichnungen widersprachen sich teilweise und zu allem Überfluß waren 4 der Beschläge auch noch mit einem Lederband zusammengebunden, womöglich als Ersatzteile.

Gürtelidee zu Bj716

Gürtelidee zu Bj716

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Waschechte „Fan-Art“

Da das Archäologische Landesmuseum Oerlinghausen nicht so weit von unserem Wohnort entfernt ist, hatten wir auf dieser Veranstaltung ziemlich viel Besuch von Arbeitskollegen. Die gucken ja immer ganz gern, was man denn für ein „wildes“ Hobby hat.
Besonders begeistert war der Sohn einer von Frenjas Arbeitskolleginnen. Es bedurfte nach Veranstaltungsende nicht nur sehr viel Überredungskunst um ihn zum Gehen zu bewegen, nein, seine Mama durfte mit ihm anschließend auch das Wikingerzelt nachbasteln. Mit Personen. Aus Kastanien!
Heute gab es die Fotos von der ersten, offiziellen „Sippe Guntursson-Fan-Art“! 😉

Das Zelt, mit einem Frenja-Nachbau in der Mitte (mit den vielen Federn).

Das Zelt, mit einem Frenja-Nachbau in der Mitte (mit den vielen Federn).

Der bastelnde Nachwuchs-Wikinger.

Der bastelnde Nachwuchs-Wikinger.

Nachwuchs-Wikinger bei der Recherche

Nachwuchs-Wikinger bei der Recherche

Wie ein Schwamm hat er alles in sich aufgesogen, wusste am Ende sogar, wie viele Naalbinding-Stiche es gibt und wie viele Frenja kann, hat einen Lamellen-Panzer angehabt, ein Schwert geschwungen und alles getestet, was man eben so testen muss, um herauszufinden, ob „Wikinger“ ein passender Berufswunsch ist.

Liebe Carola, sobald er gut genug schwimmen kann, kommt er mit auf Kaperfahrt!

Eine Lehne! Endlich!

Ein großer Wunsch für die nächste oder irgendeine Saison waren Möbel mit Rückenlehne. Außer, wenn man auf dem Boden sitzt, kann man sich auf Märkten nämlich nie so recht anlehnen – das Zelt gibt zu stark nach, die Bänke und Hocker sind auch lehnenlos.

Also frug der Arnulf den Tobias: „Machst Du auch feine Lagermöbel?“ Und der Tobias sprach: „Ja klar.“

Und das ist das Resultat.

Lagerbank und -tisch

Lagerbank und -tisch

Die Möbel sind aus massiver Esche gefertigt und sehr fein gearbeitet. Die Lehne an der Bank (davon haben wir zwei) ist natürlich herausnehmbar, damit eine Zweimannbank daraus wird. Danke an Tobias für die sehr schnelle und unkomplizierte Herstellung und Auslieferung 🙂

Kurze Hosen braucht der Mann

IMG_4030Es gibt Dinge, die man einfach nicht genug haben kann. Für jemanden, der im Kampf auch mal des Öfteren rabiaten Bodenkontakt hat, sind das: Hosen.
Besonders Schleswig hat Arnulf aufgezeigt, dass der Hosenbestand einfach noch nicht ausreicht, denn dort gab es Bodenkontakt UND Regen.

Und da Frau sich nicht nachsagen lassen möchte, dass sie Schuld ist, wenn der Herr des Hauses mit ewig nassen und matschigen Hosen herumläuft, gab es heute eine neue Buchse für Arnulf.

Aus reinem, mittleren Wollköper und endend direkt unter dem Knie. (Und man beachte auch die neue Tasche!)

Hier erkennt man die Farben besser

Hier erkennt man die Farben besser

Eine Birka-Gürteltasche mit Fellbesatz

Es sind oft die kleinen Dinge im Reenactorleben, die einen nerven. Die Kleeblattfibel, die man so hübsch findet: Frauengrab, also verboten. Die Möbel aus Baumarktholz – gehen alle Naslang kaputt. Die praktische Birka-Gürteltasche: Einen Tick zu groß. Das haben wir in Stockholm bei der Besichtigung des Originals festgestellt. Mist. Also nochmal neu.

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Anatomie des Billigschwerts, Teil 1

Irgendwann vor vielen Jahren gab es mal bei einem großen Internetversand für Mittelaltersachen ein Wikingerschwert im Sonderangebot. Es sollte einen ganz kleinen Preis kosten und ich wollte mir das mal ansehen. Ob der Provenienz (ich tippe auf Fernost) hatte ich allerdings keine ganz hohen Erwartungen…

Nach dem Ordern kam dann ein schwertähnliches Gerät an, das zumindest von den Proportionen einigermaßen gefällig war, das Gewicht war aber ziemlich heftig. Etwa 1600g, wenn ich mich nicht täusche (die Erinnerung ist etwas verblaßt). Beim ersten Klingenkontakt kam Ernüchterung auf – statt einem einigermaßen metallischen Geräusch gab’s ein dumpfes „Plock“ und die Kopflastigkeit war enorm. Kein Wunder – an der Mitte der Spitze ist das Material satte 6mm dick. Dementsprechend ist die Flexibilität auch eher von der Sorte „Polenstopper“ als in einer Region wie Binns oder gar Berggeist…

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Schlafen auf Schafen

Wenn es unter den Wikingern eine Prinzessin auf der Erbse gegeben hätte, würde sie vermutlich in unserem Bett schlafen. Denn auch im Lager gönnen wir uns mit unserem Bett ein gewisses Maß an Luxus und Komfort.
Und: Wir bereuen diese Anschaffung nicht. Während einige Lagerkollegen auf einem nassen Markt in ihren Betten „abgesoffen“ sind, hatten wir glücklicherweise immer eine trockene nächtliche Zuflucht, auf dem Steckbett mit den warmen Fellen.

Unser Bett

Was allerdings immer nur ein Notbehelf war, waren die Leinentücher und Wolldecken (mit Poly-Tierchen-Anteil). Nicht schön, nicht „A“ und einfach nicht das, was wir wollten. Aber es fand sich nicht so recht die Alternative, die wir uns wünschten.
Per Zufall verlinkte jemand in einem Reenactor-Thread (hier ein Dank an Ravna!) die Lösung für unser Problem:

Eine handgewebte Riesen-Wolldecke!
Mit den Maßen von ca. 2,20m x 2,10m und aus 100% reiner Schafwolle ziemlich genau das, wonach wir immer mal wieder gesucht hatten.

Heute kam die Decke an und obwohl uns die Maße bekannt waren, haben uns die Ausmaße und das Gewicht überrascht. Mit etwas mehr als 5kg ist das gute Stück definitiv nichts für’s Handgepäck, aber genau das Richtige für’s Bett.
Unschlagbar ist in unseren Augen auch der Preis für eine handgewebte Decke.

Lagerfreundliches, naturbelassenen Graubraun

Im Größenvergleich mit einem handelsüblichen, unauthentischen Latte Macchiato

Wer also auf der Suche nach einer reinen, gewebten Wolldecke ist, der sollte mal bei Vehi Mercatus vorbeischauen. Dort gibt es die Decken auch in „nicht ganz so groß“ und in anderen Farbvarianten.

Und noch ein Grund mehr, sich auf die kommende Saison zu freuen. Neue Errungenschaften zu testen macht wahnsinnig viel Spaß!