Met-Herstellung und andere Winterprojekte

Ob wir nun wollen oder nicht: Der Sommer, und somit auch die Saison, neigt sich so langsam dem Ende zu.
Und wie jeder anständige Reenactor haben auch wir den Satz „das machen wir im Winter“ in diesem Jahr öfter gesagt, als wir sollten. Denn auch wenn man sich viel für die veranstaltungs- und marktfreie Zeit vornimmt, am produktivsten ist man dann meistens doch erst, wenn es eigentlich schon zu spät ist.
Damit unsere Winterprojekte nicht doch wieder drei-Tage-vor-dem-ersten-Markt-Schnellschüsse werden, treiben wir im Moment ausgewählte Punkte unserer To do-Liste kräftig voran. Das für uns momentan Spannenste ist wohl: Die Met-Herstellung.

Met-Herstellung: Unser erster Versuch in Vorbereitung

Geplant ist als Erstlingswerk ein ganz einfacher Met, ohne Frucht- oder Gewürz-Zusatz. Auch wenn wir (nicht zuletzt durch den Genuss von echt tollem Wacholder-Met im Aifur in Stockholm) mehr als genug Ideen haben, mit was man den Met alles versetzen könnten. Aber: Erstmal die Grund-Disziplin erfüllen und einen trinkbaren Met produzieren, der uns nicht weggammelt oder anderweitig ungenießbar wird.

Gestern haben wir uns erstmal einen Gärballon (wir denken, 5 Liter reichen für den ersten Versuch?), mit Stopfen und Gärröhrchen, sowie Weinhefe, Hefenährsalz und Kaliumsulfit bestellt.
Und Kontakt mit dem Imker um die Ecke aufgenommen (es hat seine Vorteile auf dem Land zu wohnen), der uns den Honig gleich eimerweise liefern kann.

Von eben diesem Imker können wir auch Bienenwachs in Blöcken für recht kleines Geld kaufen. Das wird für ein weiteres Winter-Projekt benötigt, denn Arnulf möchte sich gerne an der Lederhärtung durch Wachs versuchen.

(Leider) nicht bis zum Winter warten kann ich mit der Überarbeitung von Arnulfs Klappenrock mit dem Fuchsfell-Besatz. Er ist unter’m Arm etwas zu eng und irgendwas ist mit dem Futter nicht optimal. Ich werde das Ding also wohl oder übel komplett auseinandernehmen und abändern müssen. Und das alles noch vor unserem letzten Markt im Oktober, sonst darf ich einen tiefgekühlten Mann mit nach Hause nehmen.
Ich nähe wirklich gern, aber gegen diesen Klappmantel habe ich eine echte Aversion entwickelt und würde ihn am liebsten anzünden. Hach…

Was sind eure Winterprojekte? Was schiebt ihr gerne vor euch her?

Auf der Jagd nach Runensteinen

Natürlich findet man im Internet zu vermutlich jedem existierenden Runenstein ein Bild und die Übersetzung. Theoretisch bräuchte man also das Haus nicht zu verlassen, um alles zum Thema „Runensteine“ zu erfahren, was man wissen möchte.
Egal. Wir wollten Runensteine sehen und das „in echt“!

Wir waren natürlich im Historiska Museet (dazu in einem anderen Artikel mehr), aber wenn man schon mal in Stockholm ist, dann kann man auch nach Uppsala und Gamla Uppsala fahren. Wer nicht mit dem Auto unterwegs ist, der nimmt den Zug, der einen binnen einer Stunde vom Stockholmer Bahnhof nach Uppsala bringt und das für etwa 8-10€.

Uppsala ist ganz anders als Stockholm. Eine kleine und fast niedliche Universitätsstadt, in der in der Touristen-Information irgendwie niemand damit rechnet, dass jemand vorbeikommt um Runensteine anzuschauen. Wir wollten eigentlich nur eine Karte oder irgendwas, in dem alle Runensteine verzeichnet sind. Die Dame in der Info hat uns die Orte dann in einer Karte eingezeichnet, denn so kompliziert zu finden sind die Steine nicht:  An der Domkirche und im Park der Universität.

Schön fanden wir, dass neben den Runensteinen Schilder mit einer Übersetzung und einer Erklärung angebracht waren.

Runenstein an der Domkirche in Uppsala

Runenstein im Park der Universität von Uppsala

Natürlich haben wir alle Runensteine mitsamt Beschreibung fotografiert. Aber dennoch waren wir recht schnell „durch“ und es stellte sich die Frage: Was nun? Jetzt schon wieder zurück?- Neeee.

Also ging es für uns mit dem Bus weiter nach Gamla Uppsala, einer historischen Siedlung und einem ehemaligen Machtzentrum Schwedens.
In Gamla Uppsala gibt es drei riesige Hügelgräber („Königsgräber“), ein Museum mit eben diesen Gräbern und der Mythologie als Kernthema und eine Kirche, an der ebenfalls Runensteine zu finden sind. Einer sogar im Mauerwerk verarbeitet!

Der in der Kirche verbaute Runenstein

Weitere Runensteine und Fragmente direkt an der Kirche

Dass auf den Gräbern eines Friedhofs niemand herumläuft, versteht sich quasi von selbst. Bei den Hügelgräbern griff dieses Selbstverständnis leider trotz Zaun und Schildern nicht und man sah ganze Familien mit Hund darauf herumspazieren. Hallo? Das sind GRÄBER! (Abgesehen von der moralischen Empörung war es schwer, die Gräber zu fotografieren, ohne irgendeine blöde menschliche Silouette darauf.)

„Königsgräber“ in Gamla Uppsala

Wirklich große, große Hügel

Das Museum schien recht unscheinbar und wir vermuteten eine ähnlich wenig innovative Ausstellung, wie im Museum auf Birka. Wirklich besonders viel Neues gab es tatsächlich nicht, aber ein paar Details haben uns trotzdem sehr positiv überrascht:
Zum Beispiel gab es dort einige Panzer-Lamellen, die wir in keiner Ausstellung gesehen haben. Interessant für Arnulf, der sich im Winter einen weiteren Lamellen-Panzer bauen möchte. Trotz Foto-Verbot durfte er einige Bilder machen, nachdem er dem Personal sein Anliegen erklärt hatte.

Unser „Sensationsfund“: Lamellen im Gamla Uppsala Museum

Echt schön gemacht waren die bebilderten „Lebensläufe“ der Könige, über die etwas bekannt war. Wer wurde von seinem Bruder umgebracht? Wer in der Schlacht? Und welcher „Feigling“ starb als alter Mann im Bett? (Die wenigsten übrigens. Altwerden gehörte wohl nicht so recht zum Konzept.)
Interessant war auch der Museums-Shop, mit einer wirklich guten, breit gefächerten Auswahl an Literatur. Wir haben uns für ein Kinderbuch über Runen-Schnitzen entschieden, dass es zwar nur auf Schwedisch gab, aber wirklich toll  aufgemacht ist. Außerdem gab es ein letztes Exemplar über das Knüpfen von Königsketten aus Silberdraht und Schmuck aus Kettengeflecht. Das musste natürlich auch mit. Der nächste Winter kommt bestimmt!

Buch-Beute

Es gab auch eine etwas umfangreichere Broschüre über’s Naalbinding, aber es war nur der Oslo-Stich enthalten, den ich aber schon kann. (Seit gestern kann ich noch 3 weitere Stiche, dazu aber später mal mehr.)
Auch Glasperlen und Schmuck-Repliken hätten wir dort kaufen können, aber wir beschränkten uns auf das,  was wir von Zuhause aus schlechter beschaffen können.

Jetzt hatten wir auch genug gesehen, um zufrieden nah Stockholm zurückfahren zu können. Nun müssen wir die ganzen geschossenen Fotos der Runensteine „nur noch“ sortieren und richtig nummerieren.

Wer also nach Uppsala rausfährt, sollte sich Gamla Uppsala definitiv auch mit vornehmen!