Auf der Jagd nach Runensteinen

Natürlich findet man im Internet zu vermutlich jedem existierenden Runenstein ein Bild und die Übersetzung. Theoretisch bräuchte man also das Haus nicht zu verlassen, um alles zum Thema „Runensteine“ zu erfahren, was man wissen möchte.
Egal. Wir wollten Runensteine sehen und das „in echt“!

Wir waren natürlich im Historiska Museet (dazu in einem anderen Artikel mehr), aber wenn man schon mal in Stockholm ist, dann kann man auch nach Uppsala und Gamla Uppsala fahren. Wer nicht mit dem Auto unterwegs ist, der nimmt den Zug, der einen binnen einer Stunde vom Stockholmer Bahnhof nach Uppsala bringt und das für etwa 8-10€.

Uppsala ist ganz anders als Stockholm. Eine kleine und fast niedliche Universitätsstadt, in der in der Touristen-Information irgendwie niemand damit rechnet, dass jemand vorbeikommt um Runensteine anzuschauen. Wir wollten eigentlich nur eine Karte oder irgendwas, in dem alle Runensteine verzeichnet sind. Die Dame in der Info hat uns die Orte dann in einer Karte eingezeichnet, denn so kompliziert zu finden sind die Steine nicht:  An der Domkirche und im Park der Universität.

Schön fanden wir, dass neben den Runensteinen Schilder mit einer Übersetzung und einer Erklärung angebracht waren.

Runenstein an der Domkirche in Uppsala

Runenstein im Park der Universität von Uppsala

Natürlich haben wir alle Runensteine mitsamt Beschreibung fotografiert. Aber dennoch waren wir recht schnell „durch“ und es stellte sich die Frage: Was nun? Jetzt schon wieder zurück?- Neeee.

Also ging es für uns mit dem Bus weiter nach Gamla Uppsala, einer historischen Siedlung und einem ehemaligen Machtzentrum Schwedens.
In Gamla Uppsala gibt es drei riesige Hügelgräber („Königsgräber“), ein Museum mit eben diesen Gräbern und der Mythologie als Kernthema und eine Kirche, an der ebenfalls Runensteine zu finden sind. Einer sogar im Mauerwerk verarbeitet!

Der in der Kirche verbaute Runenstein

Weitere Runensteine und Fragmente direkt an der Kirche

Dass auf den Gräbern eines Friedhofs niemand herumläuft, versteht sich quasi von selbst. Bei den Hügelgräbern griff dieses Selbstverständnis leider trotz Zaun und Schildern nicht und man sah ganze Familien mit Hund darauf herumspazieren. Hallo? Das sind GRÄBER! (Abgesehen von der moralischen Empörung war es schwer, die Gräber zu fotografieren, ohne irgendeine blöde menschliche Silouette darauf.)

„Königsgräber“ in Gamla Uppsala

Wirklich große, große Hügel

Das Museum schien recht unscheinbar und wir vermuteten eine ähnlich wenig innovative Ausstellung, wie im Museum auf Birka. Wirklich besonders viel Neues gab es tatsächlich nicht, aber ein paar Details haben uns trotzdem sehr positiv überrascht:
Zum Beispiel gab es dort einige Panzer-Lamellen, die wir in keiner Ausstellung gesehen haben. Interessant für Arnulf, der sich im Winter einen weiteren Lamellen-Panzer bauen möchte. Trotz Foto-Verbot durfte er einige Bilder machen, nachdem er dem Personal sein Anliegen erklärt hatte.

Unser „Sensationsfund“: Lamellen im Gamla Uppsala Museum

Echt schön gemacht waren die bebilderten „Lebensläufe“ der Könige, über die etwas bekannt war. Wer wurde von seinem Bruder umgebracht? Wer in der Schlacht? Und welcher „Feigling“ starb als alter Mann im Bett? (Die wenigsten übrigens. Altwerden gehörte wohl nicht so recht zum Konzept.)
Interessant war auch der Museums-Shop, mit einer wirklich guten, breit gefächerten Auswahl an Literatur. Wir haben uns für ein Kinderbuch über Runen-Schnitzen entschieden, dass es zwar nur auf Schwedisch gab, aber wirklich toll  aufgemacht ist. Außerdem gab es ein letztes Exemplar über das Knüpfen von Königsketten aus Silberdraht und Schmuck aus Kettengeflecht. Das musste natürlich auch mit. Der nächste Winter kommt bestimmt!

Buch-Beute

Es gab auch eine etwas umfangreichere Broschüre über’s Naalbinding, aber es war nur der Oslo-Stich enthalten, den ich aber schon kann. (Seit gestern kann ich noch 3 weitere Stiche, dazu aber später mal mehr.)
Auch Glasperlen und Schmuck-Repliken hätten wir dort kaufen können, aber wir beschränkten uns auf das,  was wir von Zuhause aus schlechter beschaffen können.

Jetzt hatten wir auch genug gesehen, um zufrieden nah Stockholm zurückfahren zu können. Nun müssen wir die ganzen geschossenen Fotos der Runensteine „nur noch“ sortieren und richtig nummerieren.

Wer also nach Uppsala rausfährt, sollte sich Gamla Uppsala definitiv auch mit vornehmen!